Stappenmethode - Schach im Gruppenunterricht

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Schach zu lernen ist nicht schwer, das Spiel zu meistern schon. Die Stappenmethode hilft, dieses Ziel zu erreichen. Erfahre in diesem Beitrag, weshalb dutzende Schweizer Schachvereine bzw. Schachschulen ihren Nachwuchs mit der Stappenmethode fördern.

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Die Stappenmethode verbreitet sich wie ein Virus. Es ist ein gutartiger Virus. Was 1987 bescheiden in den Niederlanden begann, mauserte sich die letzten Jahrzehnte zum weltweit angesehensten Schachlehrmittel. Mittlerweile ist die Stappenmethode in über zehn Sprachen erhältlich.

Die Schweiz zieht mit. Der schweizerische Schachbund empfiehlt die Stappenmethode explizit. Wir von spielezar.ch fungieren seit Jahren als exklusiver Vertriebspartner – darauf sind wir stolz. Höchste Zeit, die Stappenmethode genauer vorzustellen und häufig gestellte Fragen zu beantworten.

Für wen ist die Stappenmethode geeignet?

Die Stappenmethode wurde von den Niederländern Cor van Wijgerden und Rob Brunia entwickelt. Sie wollten Lehrern und Schachtrainern ein Werkzeug für den Gruppenunterricht zur Verfügung stellen. Dabei werden schachliche sowie pädagogische Aspekte ausgewogen besprochen.

Die Stappenmethode ist als iterativer Prozess zu verstehen. Das heisst, die Aufgaben werden laufend hinterfragt, überarbeitet und erweitert. Mit klassischen [link category="196" title="Schachbüchern"] lässt sie sich kaum vergleichen. Ihr Ansatz ist praxisorientiert. «Üben statt konsumieren» lautet die Devise.

Lehrer & Jugendtrainer

Mit der Stappenmethode erhalten Lehrer und Schachtrainer wertvolle Arbeitsmaterialen für den Unterricht. Deshalb entwickelte sie sich innert Jahren zum Standard in der Jugendförderung. Sie ist sozusagen der «Tiptopf» des Schachunterrichts. Wo liegen die Stärken?

  • Systematischer Aufbau
  • Praxisnaher bzw. spielerischer Unterricht
  • Unterschiedliche Lerntempi können ausgeglichen werden.

«Schach in der Schule» Projekte spriessen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Zu Beginn wirkt es waghalsig. «Ich habe doch selbst kaum Ahnung von Schach. Wie zum Teufel soll ich das unterrichten?». Die Rückmeldungen von unseren Kunden beweisen, dass es klappt. Nicht wenige Lehrer schwärmen von der Stappenmethode.

Trotz all dem Lob: Auch die Stappenmethode ist kein Wundermittel. Wann ist sie geeignet und wann nicht? Wenn Kinder (oder Erwachsene) über einen längeren Zeitraum Schach lernen. Kurse, die mindestens ein Semester oder ein Jahr dauern, sind ideal.

Ferienpässe, die nur einzelne Tage dauern, stehen weniger im Fokus der Stappenmethode. Dafür ist sie mit all den Trainerbüchern und Arbeitsheften viel zu ausführlich. Selbstverständlich ist es trotzdem möglich, mit der Stappenmethode zu arbeiten (Trainerbuch 1 + Basisheft 1).

Selbststudium

Der erstrangige Ruf des Schachspiels weckt Begehrlichkeiten. Die Zugriffszahlen von unserem kostenlosen Tutorial, beweisen es: Jährlich wollen hunderte Schweizer(innen) [link blog="113" title="Schach lernen"]. Lediglich die Regeln zu beherrschen, reicht den Meisten nicht aus. Man will richtig Schach spielen können.

Da drängt sich die Stappenmethode regelrecht auf. Aber ist sie für das Selbststudium geeignet? Die Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Es hängt davon ab, wie motiviert man ist und welche Ziele man verfolgt.

Möchtest du einmal an einem Schachturnier teilnehmen? Erwägst du, einem Schachklub beizutreten? Dann dürfte die Stappenmethode sehr interessant für dich sein. Wenn du sie sorgfältig durcharbeitest, kannst du mit einem (durchschnittlichen) Klubspieler problemlos mithalten.

Wenn du jedoch bloss ein paar lockere Partien mit Freunden spielen möchtest, dann bist du z.B. mit dem «Schachbuch für Einsteiger» besser aufgehoben. Warum? Die Stappenmethode ist darauf ausgelegt, dass man sich stundenlang mit ihr beschäftigt. Es wäre so, als würde man Microsoft Excel kaufen, um ein paar simple Multiplikationen durchzuführen.

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Bist du Turnierspieler und spürst den Drang, dich zu verbessern? Dank dem systematischen Aufbau erkennst du deine Lücken und kannst diese gezielt angehen. Die Stappenmethode garantiert dir ausgezeichnetes Trainingsmaterial. Sie schärft deinen Blick für gefährliche taktische Situationen. Du erlernst elementare Endspiele. In den höheren Stufen werden sogar strategische Themen besprochen.

Die sechs Stufen

Ich kenne keinen ausführlicheren Schachlehrgang als die Stappenmethode. Ehrlich gesagt kenne ich nicht mal etwas, dass sich auch nur ansatzweise damit vergleichen lässt. Das Material ist überragend und überwältigend zugleich.

Es gibt sechs Stufen. Die Stufen 1 bis 5 sind wiederum in ein Trainerbuch und mehrere Arbeitshefte unterteilt. Die Vorstufe und die Stufe 6 bilden Ausnahmen und werden deshalb separat besprochen.

Vorstufe

Manche Kinder lernen bereits im Vorschulalter Schach. Dafür muss man kein Genie sein. Ich weiss, wovon ich spreche. Mein Vater hat mir die Regeln beigebracht, als ich ca. fünf Jahre alt war. Die Vorstufe macht es möglich. Sie richtet sich an Kinder, die noch nicht Lesen und Schreiben können.

Sie besteht aus zwei Arbeitsheften. Bis auf die Themenangabe verzichtet die Vorstufe komplett auf Text. Die Hefte Vorstufe 1 und Vorstufe 2 behandeln genau die gleichen Themen wie das Basisheft der Stufe 1. Worin liegt der Unterschied?

  1. Grössere Diagramme
  2. Zusätzliche Übungen, die einfacher sind.

Das ist der ganze Zauber. Die Kinder zeichnen die Lösungen mit Pfeilen ein. Illusionen sind fehl am Platz: Man drückt keinem Knirps ein Heft in die Hand und der beschäftigt sich dann alleine damit. Die ganz kleinen Schachfreunde sind immer wieder auf Erklärungen und Hinweise angewiesen.

Dass der Stoff in zwei Hefte aufgeteilt ist, hat auch einen psychologischen Vorteil. Die Kinder lösen ein Heft in einer respektablen Zeit. Jedes beendete Heft macht stolz. Die Lust, gleich das nächste Heft anzufangen, scheint manchmal unbegrenzt.

Für die Vorstufen gibt es kein spezielles Trainerbuch. Lohnt es sich, die Vorstufen und die Stufe 1 zu lösen? Meistens nicht. Wer Lesen und Schreiben kann, braucht die Vorstufe nicht. Immer angenommen, dass die Feinmotorik (einzeichnen der Lösungen) normal funktioniert. Wer Probleme damit hat, wird die grösseren Diagramme schätzen. Wer die Vorstufe gelöst und verstanden hat, kann das Basisheft der Stufe 1 auslassen.

Stufe 1 bis 5

Die Stufen 1 bis 5 bilden das Herzstück der Stappenmethode. Pro Stufe gibt es ein Trainerbuch und vier Arbeitshefte (Basis, Extra, Plus und Mix). In den Abschnitten «Trainerbücher» und «Arbeitshefte» erfährst du die Einzelheiten.

Die Stufe 1 im Überblick

Stufe 6

Die Stufe 6 unterscheidet sich von den vorherigen Etappen. Sie ist das Mekka für erfahrene Turnierspieler. Für den Gruppenunterricht ist die Stufe 6 nicht geeignet. Der Inhalt ist zu schwer. Die Aufgabenmotive werden nicht erklärt, deshalb sind die beiden Arbeitshefte (Basis und Extra) sprachunabhängig.

In welcher Stufe beginnen?

Das ist die Frage aller Fragen. Es ist schwierig, sich objektiv einzuschätzen. Noch schwerer ist eine Ferndiagnose für uns. Bei allen Produktbeschreibungen geben wir die inhaltlichen Themen an. Für die allermeisten Kunden stellt sich nur die Frage, ob sie in der Stufe 1 oder 2 beginnen.

In der Stufe 1 werden alle Schachregeln ausführlich besprochen. Wer die Zugweisen vom Springer, Dame oder Rochade noch nicht sattelfest beherrscht, ist hier bestens aufgehoben. Wer schon regelmässig Partien spielt, kann mit der Stufe 2 beginnen.

Auch wenn man die Regeln bereits beherrscht, kann es Sinn machen, die Stufe 1 durchzuarbeiten. Repetition schadet nie. «Wie ging nochmals en passant?». Zudem fliegen Kinder, die bereits spielen können, durch das Heft 1 hindurch. Sie tanken dadurch reichlich Motivation, bevor Sie den steilen Berg der Stufe 2 erklimmen.

Wir raten davon ab, über der Stufe 2 einzusteigen. Die Stappenmethode baut schrittweise auf. Wer die Basics nicht beherrscht, wird sich an den schwierigen Aufgaben die Zähne ausbeissen. Das führt unweigerlich zu Frust. Nur wer bereits eine fortgeschrittene Elozahl (ca. 1800) besitzt, sollte erwägen, mit der Stufe 3 zu beginnen.

Trainerbücher

Lehrer und Schachtrainer erhalten mit den Trainerbüchern ein Werkzeug, um Gruppen zu unterrichten. Ein Trainerbuch lässt sich grob in zwei Komponente untereilen:

  1. Einführende Artikel: Sie behandeln typische pädagogische Fragestellungen abhängig von der jeweiligen Spielstärke. In der Stufe 1 wird z.B. erklärt, wie Kinder am besten Schach lernen und weshalb das Schlagen von Figuren wichtiger ist als das Mattsetzen.
  2. Vorgefertigte Unterrichtslektionen: Hier geht es um den schachlichen Inhalt. Die verschiedensten Themen werden anhand von Beispielen näher erläutert.

Wer braucht sie?

Schullehrer sollten nicht zögern. Insbesondere die Stufe 1 zielt auf sie ab. Jugendleiter von Schachvereinen empfehlen wir die vielseitigen Trainerbücher ebenfalls. Selbst erfahrende Trainer ziehen daraus Nutzen.

Beispielseite von Trainerbuch Stufe 1     Beispielseite von Trainerbuch Stufe 2

Der schachliche Aspekt mag für Spieler mit über 2100 Elo nicht besonders wichtig sein, aber die pädagogischen Tipps sind es allemal. So wird z.B. über die Sitzordnung gesprochen. Weisst du, ob es besser ist, in Hufeisenform oder in Reihen zu unterrichten? Ich hatte keinen blassen Schimmer...

Für Lernende im Selbststudium sind die Trainerbücher nützlich, aber nicht zwingend notwendig. Die Empfehlung hängt einmal mehr davon ab, welches Ziel man verfolgt. Wer primär Übungen lösen möchte, dem reichen die Arbeitshefte aus. Wer allerdings auf Erklärungen zu den Themen angewiesen ist, sollte sich die Trainerbücher ebenfalls anschaffen.

Arbeitshefte

Die Seiten der Arbeitshefte sind mit Schachdiagrammen vollgepackt. Wie in einem Dschungel kämpfen sich die Schüler durch die Aufgaben. Einige Karikaturen sorgen für Abwechslung und lockern die Lernatmosphäre auf. In den meisten Stufen gibt es vier Arbeitshefte:

  1. Basisheft (auch Standardheft genannt)
  2. Extraheft
  3. Plusheft
  4. Mixheft

Die Lösungen werden mittels Pfeilen oder Schachnotation aufgeschrieben. Wir empfehlen dir, so rasch wie möglich, die algebraische Schachnotation zu verwenden. Keine Sorge. Die Stufe 1 erklärt, wie sie funktioniert. Die Musterlösungen sind ebenfalls in der Schachnotation festgehalten.

Beispielseite von Stufe 1 - Basisheft     Beispielseite von Stufe 1 - Basisheft

Wichtig: Das Basisheft ist das Pflichtprogramm jeder Stufe. Man sollte immer damit beginnen. Hier lernt man die Grundlagen der entsprechenden Themen.

Wer braucht die Extra, Plus und Mix Hefte?

Es reizt, nach dem Basisheft gleich zur nächsten Stufe zu springen. In manchen Fällen mag das sinnvoll sein. Beispielsweise wenn man fast alle Aufgaben richtig gelöst hat und man nicht richtig gefordert wurde. Wer allerdings bei mehr als 25% der Aufgaben falsch lag, sollte die Zusatzhefte in Betracht ziehen:

  • Extrahefte: Das sind primär Repetitionsaufgaben zu den gleichen Themen wie im Basisheft. Zum Teil werden die Aufgaben etwas schwieriger.
  • Plushefte: Hier lernen die Schüler neue Aufgabentypen kennen. Die Motive sind aber mit den Themen aus dem Basisheft verwandt. Diese neuen Themen werden im Trainerbuch ebenfalls besprochen.
  • Mixhefte: In den Mixheften gibt es keine Tipps. Die Aufgaben sind nicht nach Themen sortiert, sie sind wild durcheinander gemischt. So wird eine reale Partiesituation am besten simuliert.

Wie du siehst, haben alle Hefte ihre Berechtigung. Wenn du das ganze Material durchackern willst, empfehle ich dir die Reihenfolge Extra-Plus-Mix. Selbstverständlich müssen aber nicht alle Hefte durchgelöst werden. Gerade das Extraheft ist manchmal überflüssig.

Die Stufe 2 beinhaltet zusätzlich das Sonderheft «Vorausdenken». In diesem Heft lernt man, Züge im Kopf vorauszuberechnen. Wenn ein Schachspieler nicht vorausdenken kann, ist das etwa so, wie wenn ein Koch nicht mit Gewürzen umgehen kann.

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In der Stufe 1 bzw. 2 reicht oftmals ein Lösungszug aus. Damit ist in der Stufe 3 Schluss. Das Heft Vorausdenken stärkt die Visualisierungsfähigkeit und bereitet somit auf die Stufe 3 vor. Ich empfehle allen lernwilligen Schachfreunden dieses Sonderheft.

Schulklassen sind heterogen. Die Vorkenntnisse sind unterschiedlich. Manche lernen zudem schnell, andere etwas langsamer. Mit den Zusatzheften gleichen Lehrer unterschiedliche Lerntempi aus. Die meisten Schulkurse enden mit der Stufe 1. Was ist, wenn ein Schüler nach wenigen Wochen das Arbeitsheft bereits fertig gelöst hat? Er erhält ein Extraheft als Bonus und eine freundliche Empfehlung für den örtlichen Schachklub.

Wo finde ich die Lösungen?

Die Lösungen kannst du kostenlos unter stappenmethode.nl herunterladen. Achte dabei auf die richtige Auflage. Da die Stappenmethode laufend weiterentwickelt wird, ändern manche Aufgaben von der einen zur anderen Auflage.

In der Vergangenheit haben sich deswegen auch schon Fehler in den Musterlösungen eingeschlichen. Falls du einen Fehler entdeckst, darfst du gerne mit uns Kontakt aufnehmen. Wir werden das Problem an Cor van Wijgerden weiterleiten.

Urkunden

Die Kinder lösen mit den Urkunden kleine Abschlussprüfungen der jeweiligen Stufe. Die Antworten werden anschliessend durch den Trainer korrigiert. Wurde das Examen zufriedenstellend gelöst, erhält die Schülerin eine Urkunde mit Punktezahl und Signatur überreicht.

Braucht man das? Nicht zwingend. Es ist eine zusätzliche Motivationsspritze für die jungen Nachwuchsspieler, eine neue Stufe in Angriff zu nehmen. Als (bessere) Alternative empfehle ich unsere kostenlosen online Diplome:

Chess Tutor

Der Chess Tutor ist eine Schachsoftware für Windows und basiert auf der Stappenmethode. Es gibt drei verschiedene Stufen, wobei sich die Aufgaben komplett von denen aus den Arbeitsheften unterscheiden.

Der Chess Tutor eignet sich ideal fürs Selbststudium. Ob du am Computer lernen möchtest, sei dir überlassen. Es ist schlicht eine andere Form. Niemand kauft gerne die Katze im Sack. Teste einfach die kostenlose Demoversion aus!

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