Spiel der Woche #40: Citadels

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«Ich denke, er denkt, dass ich...». Der Mechanismus von Citadels beruht genau auf diesem psychologischen Gedankenspiel. In einer Partie schlüpfst du in unzählige Adelsrollen. Dabei versuchst du dir ein pompöses Königreich mit Karten aufzubauen.

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Ein neues Spiel auszuprobieren, ist wie ein Geschenk auszupacken: Man weiss nie, was einem erwartet. Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, stellt spielezar.ch jede Woche ein Gesellschaftsspiel ausführlich vor. Diese Woche: «Citadels»

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Spielablauf

Citadels ist die Neuauflage vom Klassiker «Ohne Furcht und Adel». Wenn du das Original kennst, kannst du diesen Abschnitt getrost überspringen. Die Unterschiede bespreche ich unter «Beurteilung».

Citadels ist ein Kartenspiel, bei dem mehrere Runden gespielt werden. In jeder Runde schlüpfen die Spieler in eine Adelsrolle. Sie werden in einer bestimmten Reihenfolge aufgerufen und führen dann ihren Spielzug aus. Ich erkläre dir die Regeln für vier Personen. Das Grundprinzip ist aber ohnehin immer dasselbe.

Charaktere

Es befinden sich acht Rollenkarten im Spiel. Drei Charaktere verschwinden gleich wieder. Zwei davon sind offen zu sehen, eine ist verdeckt. Der Startspieler wählt aus den restlichen fünf Karten seinen Charakter aus. Danach gibt er das Deck zum Nachbar. Der wählt aus usw.

Citadels: das Spielmaterial

Der letzte Spieler kann nur noch zwischen zwei Karten auswählen. Eine wirft verdeckt auf den Ablagestapel. Der Clou: Niemand weiss genau, welche Charakteren im Spiel sind. Geschweige denn, welche Rollen die Mitspieler innehalten. Jedem Charakter ist eine Nummer zugeordnet.

Spielzug

Der Startspieler ruft den Charakter mit der Nummer Eins auf. Ist dieser in der Runde aktiv, gibt er sich nun zu erkennen und führt seinen Zug aus. Ein Spielzug besteht aus drei Schritten:

  1. Einkommen nehmen
  2. Gebäude bauen
  3. Charakterfähigkeit einsetzen

Im ersten Schritt nimmst du entweder zwei Gold oder du ziehst zwei Karten. Von den beiden Karten darfst du allerdings nur eine auf die Hand nehmen.

Bei Citadels gibt es fünf Gebäudetypen: Adel, Religion, Handel, Militär und Einzigartig. Sie bringen dir am Ende Siegpunkte ein. Die Baukosten bezahlst du mit Gold. Zu Beginn erhält jeder Spieler vier Gebäudekarten auf die Hand.

Das Herzstück bilden die Charakterfähigkeiten. Sie sind bei Citadels extrem vielfältig. Es würde den Rahmen sprengen, hier alle im Detail zu erklären. Es gibt Charaktere, welche dir Gold oder Gebäudekarten einbringen. Beim Bischof erhältst du zum Beispiel für jedes Religionsgebäude eine Goldmünze.

Mit den aggressiven Militärcharakteren zerstörst du beim Gegner Gebäude oder klaust sie sogar. Noch tückischer sind hinterlistigen Rollenkarten wie die Assassine. Mit ihr tötest du einen Charakter zu Beginn einer Runde. Der Spieler mit dieser Rolle darf seinen Spielzug nicht ausführen.

Spielende

Es wird solange gespielt, bis ein Spieler mindestens sieben Gebäude errichtet hat. Seine Stadt ist damit abgeschlossen. Gewonnen hat das Königreich mit den meisten Siegpunkten. Die Punkte hängen davon ab, wie wertvoll deine Gebäude sind. Wer jeden Gebäudetyp berücksichtigt hat, erhält Zusatzpunkte.

Beurteilung

Ich finde Citadels von Bruno Faidutti ein hervorragendes Kartenspiel. Es ist eine Neuauflage von «Ohne Furcht und Adel». Damit wurde der internationale Name übernommen. Was unterscheidet die beiden Ausgaben vom Hans im Glück Verlag? Bei Citadels hast du wesentlich mehr Charaktere zur Auswahl!

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So sind die beiden Erweiterungen «Die dunklen Lande» und «Die dunklen Gesellen» hier schon im Basisspiel enthalten. Zudem bereichern einige neue Gebäude das geniale Spiel. Bei Citadels wird es nie langweilig, weil man immer wieder neue Personendecks zusammenstellen kann. Die Regeln sind unverändert.

Bei Citadels reizt mich das Gedankenspiel: «Ich denke, er denkt, dass ich (die Hexe bin)». Um seine Charakterfähigkeit geschickt nutzen zu können, ist es essenziell die Gegner wie beim Pokern zu lesen. Es kann unheimlich lustig sein, den Mitspieler zu veräppeln.

Ein Beispiel: Der Spieler vor dir wählt die Assassine und schiebt dir die letzten zwei Charakterkarten zu. Du hast ihn durchschaut. Nun wählst du mit Absicht, die für dich ungünstigere Karte. Seine Assassine erledigt nun einen Charakter, der gar nicht dabei ist. Cool, oder? Aber vielleicht hast du dir alles nur eingebildet und der Spieler vor dir ist doch nicht die Assassine...

Optisch finde ich das Spiel gelungen. Die Grafiken sind thematisch wunderbar umgesetzt. Die Übersichtskarten helfen Einsteigern bei ihrem Spielzug. Zudem zeigen sie das Punktesystem an. Citadels ist für Gruppen absolut zu empfehlen. Am besten finde ich es mit fünf bis sechs Personen.

Spielcharakter

Komplexität
2
Citadels ist sicher kein Kinderspiel, aber Gelegenheitsspieler finden sich problemlos nach ein bis zwei Testrunden zurecht.
Glücksfaktor
2.5
Sind meine «Ich denke, dass er denkt» Überlegungen richtig oder falsch? Dazu gehört auch immer eine Portion Glück.
Strategie
2
Für tiefe langfristige Strategien ist kein Platz, weil man in jeder Runde einen neuen Charakter auswählt. Man muss flexibel sein und aus jeder kurzfristigen Situation das Beste machen.
Kommunikation
3
Citadels ist ein interaktives Spiel mit Ärgerfaktor. Es kommt immer wieder zu Gesprächen, Diskussionen oder Zwisten.
Hektik
1
Das Spiel ist überhaupt nicht hektisch, da nicht simultan gezogen wird.

Fazit

Citadels ist ein tolles Kartenspiel. In nur einer Partie nimmst du unzählige Rollen ein. Mit geschickten Zügen versucht du deine Mitspieler zu überlisten bzw. in die irre zu führen. Wer durchschaut die Runde am besten? Wer interaktive Gruppenspiele mag, sollte hier unbedingt zugreifen.

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