Spiel der Woche #54: Tikal

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Bei Tikal tauchen die Spieler in die Welt der Mayas ein. In guatemalischen Urwäldern lenken die Spieler ein Expeditionsteam, welches Tempel freilegt und nach Schätzen gräbt. Tikal ist ein anspruchsvolles Brettspiel und hat 1999 den Spiel des Jahres Preis verliehen bekommen.

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Ein neues Spiel auszuprobieren, ist wie ein Geschenk auszupacken: Man weiss nie, was einem erwartet. Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, stellen wir von spielezar.ch jede Woche ein Gesellschaftsspiel ausführlich vor. Diese Woche: «Tikal»

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Spielablauf

Tikal ist eine versunkene Maya Stadt in den Urwäldern Guatemalas. Bei diesem relativ komplexen Brettspiel von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer lenkst du ein Expeditionsteam. Du sammelst Punkte, wenn du Schätze ausgrabst oder Tempel freilegst. Wer am Zug ist, führt folgende Aktionen durch:

  1. Geländeplättchen ziehen und anlegen
  2. Mit 10 Aktionspunkten Tikal erforschen

Die sechseckigen Plättchen erinnern an Siedler. Auf ihnen sind Urwälder, Tempel, Schätze oder Vulkane zu sehen. Man muss sie immer so anlegen, dass sie mit mindestens einem anderen Geländeplättchen verbunden sind. Steinplatten symbolisieren, wie teuer ein Sprung von einem ins andere Gebiet ist.

Tikal Spielmaterial (Quelle: Rio Grande Games)

Ist das Gelände wie gewünscht positioniert, hat man 10 Aktionspunkte zur Verfügung. Mit denen kann man eine Reihe von Aktionen durchführen: Expeditionsmitglieder im Basis Camp einschleusen, Expeditionsmitglieder bewegen oder Tempelebenen freilegen. Daneben kann man Schatzplättchen heben oder tauschen, ein neues Camp errichten oder einen Tempel in Beschlag nehmen.

Diese Handlungen kosten unterschiedlich viele Aktionspunkte. Siegpunkte erlangt man, wenn ein Vulkanplättchen gezogen wird. Dann wird eine Zwischenwertung vollzogen.

Man erhält Siegpunkte, wenn man bei einem Tempel die meisten Expeditionsleute stehen hat. Dazu gibt es Punkte für ausgegrabene Schätze. Besitzt man mehrmals den gleichen Schatz, erlangt man Bonuspunkte. Die Siegpunkte werden auf der Kramerleiste notiert – Wie könnte es auch anders sein.

Der Clou: Die Zwischenwertung wird bei jedem Spieler einzeln vollzogen. Zuvor darf man zehn Aktionspunkte investieren. Dadurch kann ein Tempel von mehreren Spielern nacheinander «gewonnen» werden.

Spielende

Tikal endet, sobald alle Geländepunkte verbaut wurden. Dann folgt eine letzte Wertungsrunde. Wer die meisten Siegpunkte aufweist, gewinnt den Urwald Klassiker aus dem Hause Rio Grande Games.

Beurteilung

Es ist kein Geheimnis, dass wir hier regelmässig Spiele mit dem Prädikat «Spiel des Jahres» vorstellen. Einerseits sind diese Gesellschaftsspiele meistens entzückend und andererseits geniessen sie eine hohe Popularität. Da Tikal bereits 1999 ausgezeichnet wurde, unterscheidet es sich jedoch merklich von den heutigen Preisträgern.

Würde Tikal 2019 den Spiel des Jahres Preis gewinnen? Da bin ich mir ganz sicher: Nein! Nicht etwa weil das Brettspiel in der Zwischenzeit schlecht geworden wäre, sondern weil sich die Jury mittlerweile anders ausrichtet.

Tikal ist kein typisches Familienspiel. Die Regeln sind nicht superschwer, aber auch nicht sofort zugänglich. Die Spieldauer von ca. 90 Minuten spricht ebenfalls gegen Familien oder Gelegenheitszocker.

Heute würde man bei der Jury klar von einem Kennerspiel sprechen. Mir persönlich hat Tikal eine Menge Spass bereitet. Aber ich betrachte mich auch als strategischen Vielspieler.

Für Familien und Gelegenheitsspieler erachte ich Tikal nicht als ideal. Es ist sehr taktisch und zwischen den Zügen entstehen erhebliche Wartezeiten. Bei entsprechenden Grüblern bleibt locker Zeit, sich an die Kaffemaschine zu stellen oder das Smartphone zu zücken.

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Kenner und Experten kommen aber auch fast 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung auf den Genuss einer hoch spannenden und taktischen Auseinandersetzung. Die Spielsteine aus Holz und die Plättchen aus dickem Karton machen einen hochwertigen Eindruck.

Spielcharakter

Komplexität
4
Es gibt definitiv schwierigere Brettspiele, aber Tikal fordert Familien und Gelegenheitsspieler doch echt heraus.
Glücksfaktor
1
Der Glücksfaktor ist klein. In der Profivariante wird er noch einmal reduziert, da dort die Geländeplättchen versteigert werden.
Strategie
4
Wann schütze ich meinen Tempel? Wo positioniere ich ein Plättchen? Das hängt davon ab, wo man seine Camps errichtet hat und wo sich die Expeditionsleute befinden.
Kommunikation
2
Tikal ist nicht sonderlich kommunikativ. Einzig beim Tausch von Schätzen oder bei den Versteigerungen in der Profivariante sind Wortwechsel nötig.
Hektik
1
Es bewegt sich einer nach dem anderen durch den Urwald. Somit gibt es keine hektischen Situationen.

Fazit

Tikal ist ein spannendes taktisches Brettspiel. Mit einer Spieldauer von ca. 90 Minuten richtet es sich klar an erfahrene Zocker. Familien und Gelegenheitsspieler greifen wohl besser zu einem moderneren Spiel des Jahres.

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