Spiel der Woche #47: Photosynthesis

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Bei Photosynthesis kämpt man mit seinen Bäumen um die Gunst der Sonne. Nur wer reichlich Sonne tankt, hat Chancen zu wachsen und Siegpunkte zu sammeln. Was sich als harmloses Familienspiel tarnt, entpuppt sich als strategischen Leckerbissen.

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Ein neues Spiel auszuprobieren, ist wie ein Geschenk auszupacken: Man weiss nie, was einem erwartet. Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, stellen wir von spielezar.ch jede Woche ein Gesellschaftsspiel ausführlich vor. Diese Woche: «Photosynthesis»

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Spielablauf

Der Spielablauf von Photosynthesis ist überschaubar und thematisch umgesetzt. Im Prinzip übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Försters und pflanzt Samen an. Ziel ist es, aus diesen Samen imposante Bäume entspringen zu lassen. Haben die Tannen, Buchen etc. die maximale Grösse erreicht, kann man sie für Siegpunkte abholzen.

Photosynthesis Spielmaterial

Der Spielplan zeigt die Waldfläche mit Feldern. Aussenrum nimmt die Sonne ihren Platz ein. Sie wandert nach jeder Runde eine Position weiter. Dadurch ändert sich die Stellung zwischen den Bäumen und der Sonne. Auf diesem Licht- und Schattenspiel basiert der ganze Mechanismus von Photosynthesis.

Willst du nämlich Samen pflanzen, musst du diese erst «erwerben». Dafür benötigst du Sonnenpunkte. Damit ein Baum wächst, werden ebenfalls Sonnenpunkte fällig. Ebenso wenn du ihn fällen möchtest. Wie du siehst: Ohne Licht geht bei Photosynthesis nichts!

Sonnenpunkte erhältst du, indem deine Bäume Sonnenstrahlen abfangen. Ein Baum, der im Sonnenlicht steht, wirft einen Schatten und bremst so hinter ihm stehende Gewächse. Ob ein Baum Licht abkriegt, hängt aber auch von seiner Grösse ab. Ist ein Baum noch klein, reicht sein Schatten nur ein Feld weit. Ist der Baum ganz gross, sind es drei Felder.

Zudem gilt, dass ein Baum nur Schatten auf gleichgrosse oder kleinere Bäume wirft. Logisch oder? Die Natur ist zwar knallhart, bietet aber auch Chancen: Steht dein Baum heute noch im Schatten, kann das Morgen schon wieder anders sein, weil die Sonne nach jeder Runde ihre Position ändert.

Spielende

Photosynthesis endet, sobald die Sonne dreimal den ganzen Wald umkreist hat. Wer dann die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel. Zur Erinnerung: Siegpunkte erhält man, wenn man einen Baum fällt. Je zentraler der Baum gepflanzt wurde, desto wertvoller ist er.

Beurteilung

Es ist schwierig, Photosynthesis einzuordnen. Manche sehen in ihm ein abstraktes Spiel. Andere schwärmen von der thematischen Umsetzung. Richtet sich das Erstlingswerk von Hjalmar Hach an Familien oder Kenner? Ich finde, es funktioniert in beiden Zielgruppen.

Photsynthesis hat einfache und logische Regeln. Die Spielregeln umfassen lediglich vier Seiten und diese sind noch reichlich mit Bildern ergänzt. Dennoch entpuppt sich Photsynthesis nicht als plumpes Familienspiel. Im Kern handelt es sich um einen tief strategischen Schlagabtausch.

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Bei Photosynthesis gibt es keine Glücksmomente. Man weiss als Spieler ganz genau, wo die Sonne in der nächsten Runde stehen wird und was das für die eigenen Bäume bzw. Sonnenpunkte bedeutet. Dementsprechend planen erfahrene Spieler weit voraus.

Ist Photosynthesis deswegen kein Familienspiel? Diese Schlussfolgerung finde ich grundlegend falsch. Auch strategische Spiele sind für Familien geeignet, sofern die Regeln nicht zu kompliziert sind. Das Kinder bei Photosynthesis nicht perfekt agieren, ist nicht schlimm. Wir Erwachsenen tun es auch nicht. Wer begeht schon keine Fehler? Wenn Kinder im Vorschulalter Schach lernen können, dann können sie auch Photosynthesis spielen.

Unserer Spielgruppe hat Photosynthesis ausgezeichnet gefallen. Es ist ein erfrischendes und elegant umgesetztes Thema. Die Bäume und Spielertableaus sind wunderschön, aber auch zweckmässig. Das Material wirkt robust. Da kann man dem Blue Orange Verlag ein Kompliment machen!

Hat Photosynthesis gar Chancen, den Spiel des Jahres Preis 2018 abzuräumen? Meiner Meinung nach, gehört es zumindest zu den Kandidaten für eine Nomination. Auf der Empfehlungsliste sehe ich das Spiel allemal. Topfavorit bleibt aber Azul.

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Zu Photosynthesis muss allerdings angefügt werden, dass das Spiel einen ordentlichen Ärgerfaktor beinhaltet. Wer nicht damit umgehen kann, im Schatten anderer Förster zu stehen, sollte die Finger davon lassen. Zudem müssen die Spieler ab und zu warten, bis sie an der Reihe sind.

Spielcharakter

Komplexität
2
Die Regeln von Photosynthesis sind leicht zu lernen. Das zweckmässige Design der Spielertableaus hilft beim Einstieg.
Glücksfaktor
1
Bei Photosynthesis gibt es keine Glücksfaktoren. Einzig die Aktionen der Mitspieler sind nicht vorauszusehen.
Strategie
4
Pflanze deine Bäume so, dass sie sich nicht gegenseitig behindern. Welche Bäume lässt du wachsen? Wann ist der Moment gekommen, um abzuholzen?
Kommunikation
2
Das Spiel ist nicht sonderlich interaktiv, aber es verlangt auch keine besondere Ruhe.
Hektik
1
Photosynthesis ist nicht hektisch. Die Sonnenpunkte werden simultan gezählt und gutgeschrieben. Die Aktionen mit den Samen und Bäumen geschehen nacheinander.

Fazit

Photosynthesis ist ein wunderschönes Brettspiel. Die Regeln sind so einfach, wie bei anderen Familienspielen. Da Glück nicht relevant ist, erinnert Photosynthesis in seinem Kern auch an Kennerspiele. Man darf gespannt sein, wie die «Spiel des Jahres» Jury über Photsynthesis urteilen wird.

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